Haften wir persönlich für Unfälle, die von unseren autonomen Fahrzeugen verursacht werden? Was passiert, wenn eine Maschine bei einem unvermeidbaren Unfall entscheiden muss, wer verletzt wird und wer nicht? Wie können Autofahrer ihre Skepsis gegenüber des autonomen Fahrens verlieren und mögliche Ängste abschütteln?

Dies ist der zweite Teil des Beitrags. Den ersten Teil findest du auch auf unserem Blog.

Durch Transparenz und Wissen Vertrauen in autonome Systeme aufbauen

Eine von uns durchgeführte Studie zur Fahrerakzeptanz in Deutschland, USA und China ergab, dass die Verbraucher neuen Technologien sehr offen gegenüberstehen. Mit zunehmender Automatisierung sinkt jedoch das Vertrauen der Fahrer in die Technologie. Die überwältigende Mehrheit der Befragten wünscht sich die Möglichkeit, in kritischen Situationen die Kontrolle zu übernehmen. Und das, obwohl 99 Prozent aller Unfälle durch menschliches Versagen verursacht werden und nicht einmal ein Prozent durch technische Probleme.

Aber je mehr Wissen, desto größer ist die Bereitschaft, die Kontrolle an elektronische Systeme abzugeben. Das gilt umso mehr, wenn der Komfort spürbar erhöht wird. Autofahrer unterscheiden jedoch klar: Ausgeklügelte Fahrerassistenzsysteme erhöhen Sicherheit und Komfort, aber KI nimmt ihnen die Entscheidungsgewalt ab.

Fahrzeuge, die deutliche auf ihre Grenzen hinweisen, werden positiv wahrgenommen.

Es muss also daran gearbeitet werden, Vertrauen zu schaffen. Bei Straßentests haben wir festgestellt, dass Fahrer sehr positiv reagieren, wenn sie sehen, dass der Wechsel vom autonomen in den manuellen Modus funktioniert. Sie wollen zuverlässig durch ein akustisches Signal oder ein Symbol informiert werden, wenn das System abschaltet. Dem System zu vertrauen heißt auch, seine Grenzen zu kennen. Die Akzeptanz ist dann umso größer.

Denn schon heute greifen Fahrerassistenzsysteme ein, wenn ein Unfall droht oder unvermeidbar ist – ein klassisches Beispiel ist die autonome Notbremsung. Wenn Sensor- und Kamerasysteme erkennen, dass es zu einer Vorwärtskollision kommen könnte, trifft das System letztlich ohne Rücksprache mit dem Fahrer die Entscheidung zum Bremsen.

Andere Systeme werden noch weitreichendere Entscheidungen treffen.

“Wir müssen uns dann fragen, ob wir weiterhin eingreifen wollen, obwohl die menschliche Reaktion in den meisten Situationen schlechter ist?
Wem vertraue ich mehr – dem Menschen oder der Maschine?”

Erhöhung der Kaufbereitschaft der Fahrer

In Feldversuchen stellen wir auch einen großen “Probefahrt-Effekt” fest. Die Fahrer entscheiden sich bei der Konfiguration ihres Fahrzeugs nicht für viele Systeme. Wenn sie die Systeme aber dann in der Praxis erleben, sind sie oft sehr beeindruckt.

Punkte, die für Hersteller hochinteressant sein sollten: Wenn ein System vom Fahrer deaktiviert werden kann, logisch reagiert, seine Grenzen und Funktionsweise transparent sind und der Fahrer es in der Praxis erleben kann, dann steigt die Kaufbereitschaft.

autonomous systems
Aus weiteren Tests des TÜV Rheinland erkennt man eine klare Anforderung. Die Bedienung der Assistenzsysteme muss einfacher werden. Zum Beispiel muss der Mieter bei einem Mietwagen wissen, welche Systeme installiert und aktiviert sind und welche Rückmeldungen sie geben. Gleiches gilt beim Wechsel zwischen Autos mit unterschiedlicher Ausstattung. Die Gewöhnung an ein System kann manchmal den Gewinn an Sicherheit überwiegen. Wer sich an den Toter-Winkel-Assistenten gewöhnt hat, hört vielleicht auf, über die Schulter zu schauen; wer an das Rückwärtsfahren mit Parksensoren gewöhnt ist, kann in einem Fahrzeug ohne sie eine böse Überraschung erleben.

Sowohl bei der Assistenztechnik als auch bei der Übernahme von Fahraufgaben besteht noch Forschungsbedarf, um die Akzeptanz zu erhöhen. Aber die schrittweise Einführung wird die Gewöhnung erleichtern.

TÜV Rheinland spielt eine Schlüsselrolle bei der Prüfung und Zulassung von automatisierten Systemen

Der Erforschung hochentwickelter Fahrerassistenzsysteme und des automatisierten Fahrens widmen wir die gleiche Intensität wie unserer Verantwortung bei der Zulassung und Einführung in den öffentlichen Raum. Mit unseren Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen sind wir ein wichtiges Bindeglied zwischen Automobilherstellern, -zulieferern und -entwicklern auf der einen Seite und den Zulassungsbehörden auf der anderen Seite. Denn “Fahrsysteme […] bedürfen der behördlichen Zulassung und Überwachung” – so die klare Aussage der Ethikkommission.

Wir würden gerne wissen, was du über die ethischen Fragen rund um automatisierte Systeme denkst:

 

  • Fahrzeuge fahren zuverlässiger, sie haben keine Emotionen, ihr Verhalten kann vorhersehbarer programmiert werden und sie reagieren innerhalb von Millisekunden. Möchtest du ein autonomes System trotzdem überstimmen können?
  • Wie sollen KI-Systeme in unvermeidlichen Unfalldilemmas entscheiden? Sollte die Verantwortung dafür beim Fahrzeughersteller, beim Programmierer oder bei einer anderen Instanz liegen?
  • Wie sollten Regeln für die Wiederübernahme der Kontrolle durch den Menschen definiert werden und welchen Zeitrahmen hältst du für eine Übergabe für angemessen?
  • Wirft die autonome Notbremsung bereits ethische Fragen auf? Es hat Auswirkungen auf nachfolgende Verkehrsteilnehmer ohne autonome Notbremsung, die dann eher einen Unfall haben …

Sage uns, was du denkst.

Wir freuen uns auf deine Meinung in den Kommentaren.

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Das Smart Mobility Team besteht aus Autoren, die sich mit Themen rund um die Mobilität der Zukunft beschäftigen.

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